Sexarbeits-Podcast: Der NDR macht alles richtig!

von Sonja Dolinsek

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat mit seiner neuen Ausschreibung für einen ARD Rotlicht-Podcast einen wichtigen Schritt getan, um Sexarbeitenden endlich eine eigene Stimme zu geben. Anstatt weiterhin nur über sie zu reden, sollen sie selbst zu Wort kommen und ihre Geschichten erzählen können. Dies ist ein entscheidender Fortschritt in der medialen Darstellung und Repräsentation dieser oft missverstandenen Berufsgruppe.

Die Ausschreibung des NDR sucht einen Podcast-Hostin, der*die offen über Sex und verwandte Themen sprechen kann und eine hohe Sensibilität sowie Tiefgang im Gespräch mitbringt. Erfahrungen in traumainformierter Gesprächsführung seien ebenso von Vorteil. Im Zentrum des Podcasts stehen die persönlichen Geschichten von Sexarbeitenden. Sie sollen authentisch, mutig und fundiert ihre Perspektiven und Erfahrungen teilen und so Vorurteile abbauen -so die Ausschreibung.

Diese Initiative stieß natürlich auf Kritik von Aktivistinnen wie Huschke Mau und Politikerinnen wie Dorothee Bär (CSU) sowie Leni Breymaier (SPD). Sie behaupten, dass der Podcast die Problematiken rund um Menschenhandel und Zwangsprostitution nicht ausreichend berücksichtigen und Prostitution verharmlosen könnte. Diese Kritik war vorhersehbar, denn es liegt nicht in deren Interesse, die Vielfalt der Sexarbeit sichtbar zu machen. Wenn die Realität der Sexarbeitenden offen und differenziert dargestellt wird, fällt das ganze Kartenhaus ihrer Argumentation für ein Verbot zusammen. Statt berechtigter Sorgen geht es hier um die Instrumentalisierung des Themas Menschenhandel, um eine differenzierte und vielfältige Berichterstattung über Sexarbeit zu verhindern.

Diese Kritik ist paternalistisch und menschenfeindlich, da sie die Stimmen und Perspektiven der vielen Sexarbeitenden selbst unterdrückt. Die Kritikerinnen stellen die Sexarbeitenden als Opfer oder gar als Ware dar und negieren damit ihre Fähigkeit, selbstbestimmt über ihr Leben und ihre Arbeit zu sprechen. Doch Sexarbeitende sind gleichberechtigte Menschen mit legitimen Perspektiven auf ihre Tätigkeit. Sie verdienen es, gehört und ernst genommen zu werden.

Der NDR geht mit diesem Podcast einen mutigen und notwendigen Schritt, um die Stimmen der Sexarbeitenden zu stärken und ein differenziertes, realistisches Bild ihrer Arbeitswelt zu zeichnen. Es ist höchste Zeit, dass wir den Menschen zuhören, die tatsächlich in dieser Branche arbeiten, und ihnen die Plattform bieten, die sie verdienen. So können wir endlich anfangen, über Sexarbeit nicht nur zu reden, sondern mit denjenigen, die sie täglich erleben.