Am 18. Dezember 2025 verlegte Krefeld den europaweit ersten Stolperstein für eine Frau, die in einem Konzentrationslager-Bordell von den Nazis für sogenannte „Sex-Zwangsarbeit“ ausgebeutet wurde. Der Stein liegt am letzten bekannten freiwilligen Wohnort von Luise B. in der Dreikönigenstraße 98.
„Luise B. wurde am 26. Januar 1920 in Lintfort geboren. Sie war deutsche Staatsbürgerin und katholisch. Sie besuchte die Volksschule und zog dann nach Krefeld. Dort arbeitete sie offiziell als Kellnerin. Am 7. April 1942 wurde sie in Krefeld verhaftet und am 16. Mai 1942 in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort bekam sie den schwarzen Winkel der „asozialen“ Häftlinge. Bei ihrer Inhaftierung war sie ledig und Mutter eines zweijährigen Kindes. Sie war bereits zweimal vorbestraft. Ihre Vergehen lauteten „Kontrollversäumnis“. Von 1939 bis 1942 litt sie an der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe (Tripper). Deswegen wurde sie wahrscheinlich von der Polizei als Person mit „häufig wechselndem Geschlechtsverkehr“ registriert und zu einer regelmäßigen Untersuchung auf Geschlechtskrankheiten zwangsverpflichtet. Zweimal kam sie der „Kontrolle“ nicht nach, beim dritten Mal wurde sie festgenommen.“ https://www.krefeld.de/de/inhalt/luise-b.-wurde-zur-prostitution-in-einem-lagerbordell-gezwungen/
Was waren „Lagerbordelle“?
„Der von einem Holzzaun umgebene „Häftlings-Sonderbau“, wie die SS das Bordell nannte, unterschied sich von den anderen Baracken im Lager. Mit Gardinen und Blumen wurde er als ein freundlich eingerichteter Ort präsentiert. Dies stand in scharfem Kontrast zum Leid, das die Frauen dort erleben mussten. Über ein Dutzend junge Frauen hatte die SS in Ravensbrück ausgewählt, mit der Aussicht auf bessere Verpflegung, einen Teil der Einnahmen und eine vorzeitige Entlassung. Jede von ihnen musste sich täglich für durchschnittlich fünf Männer zur Verfügung stellen.
Die Einrichtung von Bordellen in den Konzentrationslagern war Teil eines Prämiensystems zur Steigerung der Arbeitsproduktivität der Häftlinge. Mit Prämienscheinen konnten zusätzliche Lebensmittel oder Gebrauchsgüter gekauft oder ein Besuch im Bordell bezahlt werden. Zur Steigerung der Produktivität war das Prämiensystem jedoch untauglich. Nur Wenige, zumeist aus der Gruppe der ohnehin privilegierten Funktionshäftlinge, erhielten Vergünstigungen.“
https://www.buchenwald.de/geschichte/historischer-ort/konzentrationslager/lagerbordell
Weitere Informationen:
https://www.krefeld.de/de/inhalt/luise-b.-wurde-zur-prostitution-in-einem-lagerbordell-gezwungen/Lesetipps zum Thema KZ-Bordelle:
Zahlreiche Texte von Robert Sommer: http://robert-sommer.com/publikationen
Das KZ-Bordell – Zwangsprostitution im KZ (NDR): https://www.ndr.de/kultur/Das-KZ-Bordell-Zwangsprostitution-im-KZ,kjkzbordelle100.html
«KZ-Bordelle waren Teil eines umfassenderen Prämiensystems» https://www.unifr.ch/alma-georges/articles/2020/genderpreis-2020-kz-bordelle-waren-teil-eines-umfassenderen-praemiensystems?lang=de
Sexualisierte Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern. Verkannte Opfer (Deutschlandfunk): https://www.deutschlandfunkkultur.de/sexualisierte-zwangsarbeit-in-ns-konzentrationslagern-100.html
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